Part03.1 – Workshops

Posted: 18.03.2011 | No Comments »

1. Gender (Leitung: Prof. Dr. Christina Griebel)
Das biologische Geschlecht hat in Diskurs und Praxis immer weniger mit der Entwicklung einer geschlechtsspezifischen Identität zu tun. Diese ist gesellschaftlich bestimmt und als Konstruktion zu verstehen, die männlich und weiblich zu unterscheiden weiß, ohne ein gültiges Modell zu präsentieren. Mit dieser Entwicklung sind heutige Kinder im Grundschulalter konfrontiert und die Orientierung fällt insofern nicht leicht, weil gelebte Rollen durch Differenzen permanent konterkariert werden. Dennoch scheint in der heutigen Grundschule ein Ungleichgewicht im Hinblick auf Chancengleichheit zu bestehen. Galt zuvor „das katholische Arbeitermädchen vom Lande“ als unterprivilegiert, so ist es heute der urbane Großstadtjunge mit Migrationsintergrund. Auch im kunstpädagogischen Kontext wird seit vielen Jahren der Verlust an ästhetischer Handlungskompetenz bei Jungen diagnostiziert, was sich auch in klassischen Domänen wie dem Bauen und Konstruieren niederschlägt. In dieser Arbeitsgruppe soll dieser Zusammenhang thematisiert und kunstpädagogisch gewendet werden. Sowohl auf der inhaltlichen Ebene, als auch auf der formalen, werden Szenarien entwickelt, die die genderspezifischen Ausprägungen befragen, ausdifferenzieren und gestalterisch transformieren. Dabei sollten unterschiedliche Darstellungsformen (bildnerisch, intermedial, performativ…) genutzt werden.

2. Exklusion/Inklusion (Leitung: Wolfgang Sautermeister)
Die heutige Bildungsdiskussion in Deutschland macht sich vor allem an der Forderung nach Bildungsgerechtigkeit fest. Dabei geht es um die Benachteiligung der Kinder aus „bildungsfernen“ Schichten. Aus soziologischer Sicht ist der Versuch, die „soziale Exklusion“ (Bude) zu überwinden, problematisch. Denn es ist fraglich, ob die „Ausgeschlossen“ die angebotenen Förderangebote akzeptieren. Eine in schichtenübergreifenden Modellversuchen praktizierte Möglichkeit ist die ergebnisoffene Auseinandersetzung mit Kunstprodukten. Ausgangspunkt sollte hier zum einen die spezifische Alltagsästhetik sein, zum anderen hilft der „fremde Blick“ der Gegenwartskunst bei der Schaffung neuer und anderer Möglichkeitsräume. Impulsreich können hier künstlerische Arbeiten sein, die sich affektiv mit subkulturellen Attitüden auseinandersetzen, ohne diese trivial und exotistisch zu zitieren (Michel Majerus, Street Art….)

3. Interkulturalität (Leitung: Susanne Schittler, Susanne Becker)

Im pädagogisch angemessenen Umgang mit Heterogenität stellt die Auseinandersetzung mit Migration und Interkulturalität eine besondere Anforderung an die pädagogische Praxis. Konstatiert werden kulturelle Differenzen (wobei hier auf den orientalisch-arabischen Kulturkreis Bezug genommen wird und nicht etwa auf den angloamerikanischen). Kulturelle Differenzen manifestieren sich habituell und im Hinblick auf das kulturelle Kapital. Im Kontext der Kunstpädagogik können Kinder und Lehrende in Anerkennung dieser Differenzen „Probebohrungen in Lebenswirklichkeiten“ (K.-P. Busse) unternehmen um Positionen von Differenz und Gleichheit in einem Aushandlungsprozess zu (er)finden und zu reflektieren. Der Blick von Seiten der Kunst ermöglicht es dabei, ethnische Zuschreibungen wahrzunehmen, mit diesen aber zu spielen und sie als eine von vielen Deutungen zu betrachten. Partizipation bedeutet in diesem Zusammenhang Teilhabe an bislang verschlossenen kulturellen Milieus, die Blickrichtung zu öffnen, hin zu bislang unbekannten kulturellen Ausprägungen und Austausch über Be-Deutungen von Kultur. Im Workshop sollen Anfangsideen zusammengetragen werden, die Lust machen, Kultur als einen gemeinsam zu betretenden Zwischenraum zu betrachten und eine Tür in diese Richtung öffnen.

4. Information/Intermedia (Leitung: Anja Mohr, Birgit Hieke)
Heutige Kinder im Grundschulalter wachsen als „digital natives“ in einer intermedial vernetzten Welt auf und sind einem maßlosen Überfluss an Informationen in unterschiedlichen Zeichensystemen ausgesetzt. Dieser Entwicklung kann sich die Kunstpädagogik nicht entziehen. Partizipativer Kunstunterricht setzt zum einen an der interaktiven Gestaltung traditionellen Bildgebrauchs an: Es geht nicht um die Vermittlung traditioneller Bildprogramme, sondern um eine intermediale Aktualisierung von Zusammenhängen in Gestaltungsprozessen. Zum anderen geht es um die produktive Aneignung einer spezifischen Ästhetik der digitalen Informationssysteme. Dazu gehört auch ein emanzipiertes Verständnis der Produktionsbedingungen im Spannungsfeld von Partizipation und Kontrollfunktion.

5. Generationen (Leitung: Sarah Alexi, Eva Möller-Westman, Georg Alfter)
Durch technischen Fortschritt und die Beschleunigung des Lebens wird der Generationswandel in erheblichem Maß angekurbelt. Zugleich trägt die zunehmende Abschottung der Generationen zur gegenseitigen Entfremdung bei. Diese Entfremdung kann zur Beziehungslosigkeit sowie zur Vorurteilsbildung gegenüber der jeweils anderen Gruppe führen. Eine intergenerative kunstpädagogische Arbeit zielt auf eine Annäherung zwischen Alt und Jung. Kunst kann dabei als Brücke begriffen werden, Differenzen aufzuheben, Dialoge zu fördern und Erfahrungen und Vorstellungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zum Ausdruck zu bringen. Es gilt den Austausch zwischen alten und jungen Menschen zu ermöglichen und in künstlerischen Projekten auszuloten, wie Generationen voneinander und miteinander lernen können. Dabei kann „Generation“ als pädagogisch-anthropologische Kategorie begriffen werden, in der das Verhältnis zwischen vermittelnder und aneignender Generation hinterfragt wird. Grundfrage aus kunstpädagogischer Sicht ist, ob das Aufeinandertreffen von Kindheit und Alter einen eigenen Akzent bekommt, wenn es unter dem Signum der Kunst geschieht (Bilstein).



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